Freitag, 1. Mai 2015

Tutorial: Dirndl nähen II

Ein Dirndl ist nicht das Schwerste, was frau sich nähen kann. Es gehört aber auf jeden Fall zu den Dingen, mit denen man trefflich angeben kann: all die handgearbeiteten Details, Unmengen an Stoff, den es zu bewältigen gilt, eine gewisse Festlichkeit, die dem fertigen Kleidungsstück innewohnt. Das hat schon was.
Und mit einem Dirndl ist Frau, zumindest hier im grünen Herzen Österreichs auch selten falsch angezogen. Das alles zu einem, wenn frau ein bisschen Arbeit investiert, absolut erschwinglichen Preis. 
Also, wieder an die Arbeit! 

Das Oberteil zuschneiden

Im ersten Teil haben wir Kittel und Rock zugeschnitten und gehanselt. Jede Menge Handnäherei, die Genauigkeit verlangt und vor allem auch Unmengen an Zeit und Geduld. Die sich aber wirklich lohnen!
Diese vorbereiteten Teile legen wir jetzt einmal zur Seite.
Nun kommt die wirkliche Herausforderung: Der Leib, also das Oberteil.

Ich habe im ersten Teil bereits erwähnt, dass man für das Oberteil nun wirklich ein Schnittmuster braucht und wie frau sich das gegebenenfalls von einem bestehenden Dirndl abnehmen kann.
Die einzelnen Schnittmusterteile habe ich auf Packpapier gezeichnet und ausgeschnitten.
Ich hätte, wenn ich schlau gewesen wäre, Oberstoff und Baumwollfutter zusammen verarbeitet und mir so einiges an Arbeit gespart.So sollte man es also machen:

Futterstoff mit der schönen Seite nach unten auflegen. Oberstoff mit der schönen Seite nach oben drauf. Jeweils alle Falten rausstreichen, damit es nach dem Zuschnitt keine unliebsamen Überraschungen gibt. Nun die Schnittmusterteile auf dem Oberstoff auflegen. Hier darauf achten, dass sie alle gleich ausgerichtet sind. Gekaufte Schnittmuster haben zu diesem Zweck kleine Pfeile aufgedruckt, die man parallel zur Webkante ausrichtet. Wenn frau, so wie ich, eines verwendet, das sie selbst abgenommen hat, empfiehlt es sich, die Teile so hinzulegen, dass sie alle in die gleiche Richtung zeigen, dass also bei jedem Teil auch beim Zuschneiden schon oben dort ist, wo auch beim fertigen Kleidungsstück oben sein wird - ich hoffe, so ist das verständlich erklärt.

Alle Schnittmusterteile sind aufgelegt
Ich schneide bewusst nicht im Bruch zu, habe also wirklich für jedes Teil ein separaten Papierschnitt.
Die Teile feststecken und nun mit Schneiderkreide oder einfach einem farbigen Buntstift die Nahtzugaben einzeichnen: überall zwei Zentimeter, nur unten, seitlich und an den Trägern jeweils fünf Zentimeter. Dirndl sind traditionell so geschnitten, dass sie sich leicht um ein paar Zentimeter ändern lassen, und ich finde das angesichts der Menge an Arbeit, die man beim Nähen hat (und meiner Vorliebe für Schokolade und alles mit Sauerrahm), eine gute Tradition. In der untenstehenden Grafik habe ich das für meine Schnittmusterteile markiert: pink für die vorderen Seitennähte, türkis für die hinteren und dunkelblau für die Zugaben an zur Taille hin - es kann aber sein, dass das bei die ein bisschen anders aussieht, wenn du einen anderen Schnitt hast, z.B. einen mit einem Abnäher unter der Brust.

An den Markierungen 5cm Nahtzugabe markieren statt 2cm

Dann entlang der Linien der Nahtzugaben ausschneiden. 
Anschließend entlang der Papierteile durch den Ober- und den Futterstoff heften, einmal um jedes Teil herum. Das kostet nicht mehr als eine Stunde (idealerweise bei guter Musik oder einer coolen Serie), und so hat man sicher die genauen Maße, ohne Markierungen am Stoff, die sich möglicherweise nicht mehr auswaschen lassen (was mir auch mit Schneiderkreide gerade bei dem Blumenstoff schon passiert ist). Dabei darauf achten, dass man besonders an Ecken wie rechts oben im untenstehenden Bild kleine Stiche macht, um die Kontur später eindeutig erkennen zu können.

Entlang des Papierteiles Ober- und Futterstoff zusammenheften.
Zwischengefasste Paspeln

Nun hängt das weitere Vorgehen davon ab, ob frau kontrastfarbige Paspeln haben möchte oder nicht. Klingt jetzt kompliziert, sind aber einfach nur die dünnen rosafarbenen ...Wülste, die bei meinem Vorbild an den Rückenteilungsnähten und auch den Armöffnungen zu sehen sind. Ich habe für diese Paspeln extra mehr vom Schürzenstoff eingeplant. Da dieser bei mir beerenfarbig ist, sind es auch meine Paspeln. So wird das aussehen, wenn es fertig ist: 

Paspellierte Rückenteilungsnähte

Exkurs: Paspelschnur

Paspelschnur mag ich nicht kaufen, nachdem ich einen halben Schrank von Häkelgarn der Stärke 10 aus meiner Brettchenweberinnenzeit daheim habe. Sie ist schnell und in jeder gewünschten Farbe selbst gemacht: eine gute alte Kordel, wie wir sie schon in der Volksschule gedreht haben. Zwischen zwei fixen Punkten in einem möglichst großen Raum (z.B. Türschnalle und Heizkörper) fünf Schnüre spannen, und zwar doppelt so lang wie die fertige Kordel sein soll plus 20 cm. Nun die Schnüre von einem der beiden Fixpunkte abnehmen, Bleistift durch die Schlinge am Ende stecken und ein paar Minuten lang unermüdlich in eine Richtung drehen. Immer schön straff halten. Der Strang wird dabei etwas einspringen und mit der Zeit anfangen, sich zu kräuseln Wenn er das schon sehr heftig tut, den Strang in der Mitte fassen - hier könnte die helfende Hand einer Dritten Partei vonnöten sein - und Anfang und Ende zusammenlegen, vorsichtig um sich selbst wickeln lassen, verknoten und voila: Paspelschnur!

Man kann für jedes Stück paspellierter Naht eine eigene Kordel drehen oder eine lange, von der man immer wieder runterschneidet. Dann aber Endenverknoten nicht vergessen. Es empfiehlt sich, die Paspel aus etwas Glattem wie Baumwollhäkelgarn zu machen und nicht aus Wolle. Wenn du dickeres Häkelgarn verwendest, nimm vielleicht weniger als 5 Fäden, damit die Schnur nicht zu dick wird. Am besten einmal eine Probekordel drehen und dann entscheiden.

Von dem zusätzlichen Schürzenstoff schneide ich mir jetzt einfach 3cm breite Streifen ab, die etwas länger sind als die Naht plus Nathzugabe, die ich paspellieren will, schlage sie um die Paspelschnur und stecke das mit Nadeln fest.

Paspelschnur in die Paspel legen

Die so vorbereitete Paspel stecke ich am hinteren Mittelschnittteil entlang der durch Heftfäden markierten Linie fest, so dass die offene Seite der Paspel zur Nahtzugabe des Schnitteiles zeigt und die Kante mit der Kordel darin gerade knapp über die geheftete Markierung reicht (siehe Bild).

Links vom Finger sieht man die Heftnaht, Kordel ist gerade über dieser Naht

Einmal schnell mit der Maschine relativ weit in der Nahtzugabe drübergenäht, damit das alles hält, ohne dass ich wieder heften muss. Nicht sehr gerade, aber das macht nichts, weil diese Naht später ohnehin nicht mehr zu sehen sein wird.

Paspelband an das mittlere Rückenteil geheftet

Nun stecke ich das entsprechende rückwärtige Seitenteil an das so vorbereitete Mittelteil, wiederum so, dass die geheftete Markierung des Teils möglichst eng an der vom Paspelband umfassten Paspelschnur liegt. Das ist nicht ganz so einfach, weil die beiden Teile, wenn man sie zum Heften zusammenlegt, in gegenläufige Richtungen gewölbt sind. (Auf allen weiteren Fotos ist bereits eines der Seitenteile angeheftet, und ich zeige alles anhand des zweiten. Funktionieren tut die Sache allerdings eh auf beiden Seiten gleich...)

Das untere Teil wölbt sich nach vorn, das obere nach hinten.

 Am besten ist es, man legt sich das kleinere Teil (in diesem Fall das obenliegende) flach auf und das andere in Falten gelegt darüber. Mit tausend Nadeln feststecken oder heften. Hierbei aufpassen, dass die Paspel gleichmäßig zwischengefasst wird. Das ist eine etwas nervige Friemelarbeit, aber nicht weiter schwierig, wenn man ruhig und langsam vorgeht. 
Auf dem Bild unten sieht man, dass meine Nahtzugaben doch nicht überall gleich breit waren. Hätte ich die gewissenhaft ausgemessen, könnte ich die Teile jetzt einfach Kante auf Kante zusammenstecken.

Festgesteckt - es kann genäht werden!

Die Paspel ist jetzt "zwischengefasst" und los geht's an die Nähmaschine! Mit Hilfe des Reißverschlussfußes immer eng an der unter dem drübergehefteten Teil spürbaren Wölbung des Paspelbandes entlangnähen und damit - hoffentlich - auch mehr oder weniger genau auf der gehefteten Markierung des Seitenteils. Auf ein paar Millimeter kommt es da allerdings nicht an, keine Sorge.

Kordel der Paspel ist zwischen Daumennagel und Reißverschlussfuß - zu weit weg
Worauf es aber sehr wohl ankommt ist, dass so knapp wie möglich an der Kordel der Paspel entlangenäht wird - nicht ganz einfach, weil man sie ja nur erspüren, aber nicht sehen kann. Ich habe deshalb nach der ersten Naht noch eine zweite gemacht, die knapper an der Kordel entlang geht.

Kordel ist unter der Aussparung des Reißverschlussfußes - besser!
Der Reisverschlussfuß ist seitlich so gemacht, dass sich die Kordel ein wenig darunter schieben lässt. Nach dieser zweiten Naht ist die Paspel genau, wie sie sein soll: schmal und gut gefüllt :)

Passt!




Für's zweite seitliche Rückenteil genauso vorgehen wie beim ersten.
Jetzt kann man bei den beiden paspellierten Nähten die Nahtzugaben kürzen und versäubern. Eventuell müssen sie an den Kurven vorsichtig ein wenig eingeschnitten werden, damit sich von außen nichts wölbt. Das ist allerdings ein Schritt, auf den ich gerne verzichte, wenn irgendmöglich. Ich habe immer Angst, dass solche Einschnitte die Haltbarkeit meiner mit Mühe hergestellten Kleidungsstückes beeinträchtigen.

Fertig!

Besonders gefreut habe ich mich darüber, wie die Ranken der einzelnen Schnittteile ineinander übergehen. Darauf habe ich nämlich beim Zuschneiden nicht wirklich geachtet. Unverdientes Glück...

Das war's für's erste mit den Paspeln. Es folgen noch Paspeln in den Ärmellöchern und um den Ausschnitt - die sind aber entschieden einfacher, weil nicht zwischengefasst wie diese hier. 


Sonntag, 12. April 2015

Tutorial: Dirndl nähen I

Tracht ist spätestens zum nächsten Oktoberfest wieder omnipräsent. Dirndl gibt's dann an jeder Ecke für wenig Geld. Alles unter 100 Euro darf sich getrost ein Schnäppchen nennen. Hin und wieder kann man so ganz nette Angebote ergattern. In der Mehrzahl sind solche Modedirndln jedoch ein bisschen zu grell, kunstfaserig und kein bisschen "echt".  Ein richtiges Dirndl zu kaufen kann ganz schön teuer werden, vor allem wenn man noch dazu verliebt in bestimmte Details ist, die Handarbeit erfordern. Wenn es dann auch noch das Dirndl einer bestimmten Region sein soll, bleibt eigentlich ohnehin nur mehr der Gang zur Schneiderin oder zum Heimatwerk. Für mich leider beides momentan unerschwinglich. 
Die gute Nachricht: Man kann Dirndl auch selbst nähen und zwar entschieden leichter als z.B. einen Mantel (glaub mir, liebes Internet, ich habe beides gemacht - kein Vergleich). Nicht zurückscheuen darf fräulein vor ein bisschen Handnäharbeit - doch das ist es auch, was ein richtiges Dirndl ausmacht und was später für bewundernde Blicke bei Trachtenkennerinnen sorgt.

Ich habe zwar schon sechs oder sieben Dirndln im Laufe meines Lebens angesammelt, aber für die Hochzeit meiner kleinen Schwester sollte schon was Neues her. Und zwar was Neues, das richtig altmodisch aussieht. Angetan hat's mir besonders dieses Bild. Eine Kreation, glaube ich, von Lena Hoschek und damit sicherlich ihr Geld wert. Ich schau ein bisschen auf mein Budget und werde mir etwas Ähnliches aus Stoffen zusammenwürfeln, die ich in meinem umfangreichen Stofflager gefunden habe.

Ein Dirndl ist nicht das Schwierigste, was frau nähen kann (immerhin: in der Regel keine Ärmel!). Aber es ist ganz sicher auch nicht das einfachste

Mein erstes Dirndl habe ich vor einigen Jahren nach einem abgenommenen Schnitt eines gekauften Dirndls und einer sehr hilfreichen Anleitung einer Forumsteilnehmerin bei hobbyschneiderin24 genäht. Inzwischen gab es bereits zwei weitere, mehrere Schürzen (und das obwohl ich mir nach der ersten geschworen habe, dass ich nie wieder eine machen werde) und diverse Modifikationen an gekauften eigenen Dirndln und auch zwei oder drei aus dem Freundes- und Familienkreis. Jetzt fühle ich mich reif für meine eigene Anleitung.

Das braucht man: 

1 m (1,40 m breit) Stoff für das Oberteil, bei mir der weiße mit den Blumen
1 m hellen Baumwollstoff für das Futter
1 m plus 20 cm (1,40 m breit) Stoff für die Schürze, bei mir beerenfarben
2 m (1,40 m breit) Stoff für den Kittel, bei mir schwarz mit weißen Streublumen
3 mal 10 cm mal 1,40 m kleinkarierten Stoff (Vichykaro) oder seeeeehr viel Hanselband (teuer)
wenn der Oberstoff ein recht dünner ist, für diesen noch zusätzlich Bügelvlies
Häkelgarn für die Paspelschnur
7 Knöpfe
Knopflochgarn in den Farben des Kittls und der Schürze

ein Schnittmuster


Die Stoffe

Bei den gemusterten Stoffen ist es wichtig, dass das Muster in der richtigen Richtung verläuft. Mehr oder weniger egal ist das nur beim Oberteil, weil du da die einzelnen Musterteile ganz leicht passend auflegen kannst. Bei der Schürze und beim Kittel wird aber nichts zugeschnitten. Hier darauf aufpassen, dass also z.B. Streifen oder Ranken parallel zur Webkante verlaufen und nicht quer über den Stoff.
Bei Unsicherheiten hält frau sich mit den Farbkombinationen am besten an erprobte Vorlagen wie z.B. das berühmte Ausseer Dirndl. An Mustern sieht man meist Streublumen, Rankenmuster und unifarbene Stoffe im Dreiklang. Um meiner Vorlage möglichst nahe zu kommen, habe ich hier auf den unifarbenen Leib verzichtet und statt dessen einen recht festen geblümten Bezugsstoff genommen, aus dem auch unsere Bettvorhänge sind. Da ich zwar vieles kann, aber keine Farben zusammenstellen, habe ich meine bessere Hälfte zur Sicherheit noch einmal gefragt und grünes Licht für meine Stoffkombination bekommen.

Meine Stoffe sind, mit Ausnahme möglicherweise des hellen mit den Blumen, aus Baumwolle. Dirndln aus Baumwollstoffen nennt man Alltags- oder Waschdirndln. Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Baumwolle trägt sich angenehmer auf der Haut als auch die allerschönste Kunstseide, ich muss mit meinem Dirndl nicht jedesmal zur Putzerei laufen, nachdem ich es getragen habe, und es gibt auch reichlich Gelegenheiten es zu tragen, da es nicht zu festlich aussehen wird.
Die Stoffmengen habe ich recht großzügig bemessen, da beim Zuschnitt Reste für die Paspeln und das Kittelblech mehr als erwünscht sind. Und Stoffreste von hübschen Trachtenstoffen sollte es sowieso in jedem Haushalt zuhauf geben, zum Beispiel um Unmengen von Lavendelsackerln draus zu machen.
Der karierte Stoff sollte zum einen anständig Kontrast haben (meiner ist dunkelblau-weiß), damit man sich beim Hanseln leichter tut, zum anderen je nach Dicke von Schürzen- und Kittelstoff recht fein kariert sein (je dünner Schürzen- oder Kittelstoff, desto feiner sollte gehanselt werden).Wenn die Karos zu klein sind, kann man immer noch mit jedem Stich zwei auf einmal nehmen, wie unten erklärt.
Ich gehe durchwegs von 140 cm breiten Stoffen aus. Die richtig schönen, richtig teuren Trachtenstoffe sind machmal schmaler, dann entsprechend mehr davon nehmen!



Material: Stoffe, Kleinkram, Schnittmuster - und ein Bild von einer Birne
Das Schnittmuster

Ein Schnittmuster brauchst du nur für das Oberteil. Kittel und Schürze werden aus rechteckigen Teilen zugeschnitten, wie ich weiter unten erklären werde.
Käuflich erworben kann das Schnittmuster etwas in Form einer Zeitschrift werden, die sich Dirndlrevue nennt. Alte Handarbeitsbücher sind auch eine wunderbare Quelle.
Für mein erstes Dirndl habe ich mir den Schnitt einfach von einem gekauften Dirndl abgenommen: Küchentisch, dickes Handtuch drauf, Packpapier darüber, Oberteil so flach wie möglich auflegen und mit einer Stecknadel jedes einzelne Teil an den Nähten entlang mit Stichen "nachzeichnen"- voila Schnittmusterteile. Ist zwar ein bisschen Arbeit, funktioniert aber wunderbar.
Wenn du nicht sicher bist, ob dein Schnitt dir auch wirklich passt, schneide zuerst alle Teile aus dem Futterstoff zu, hefte sie zusammen und probiere das einmal an.

Jetzt aber los!


Schürze zuschneiden und hanseln

Ich beginne mit der Schürze, weil ich mich an diesem Stoff einfach nicht sattsehen kann. Er war das Geschenk einer Freundin, die keine Ahnung hat, was für eine Freude sie mir damit gemacht hat. Diese Farbe!
Das 1 m mal 1,40 m große Stück flach auflegen. Oben ist dort, wo der Stoff vom Ballen geschnitten wurde und bald der Schürzenbund sein wird (bei mir direkt unter dem Bild mit der Birne), links und rechts sind die Webkanten. Nun einfach links (oder rechts) drei Streifen vom Stoff abschneiden: zwei zu zwölf Zentimetern (das sind die Schürzenbänder) und einen mit acht Zentimetern, das wird der Bund.

Schürze zuschneiden

Jetzt wird gehanselt. Warum das so heißt, weiß ich nicht, aber ich kann erklären, was es ist: Sowohl die Schürze als auch der Kittel des Dirndls sind gerade geschnitten. Die Mehrweite wird an der Taille durch miniwinzige Stehfältchen eingehalten, und diese erzeugt man durch Hanseln. Ich habe mal ein Foto von meiner alten Schürze gemacht, damit man sich das besser vorstellen kann: Vorne sieht man die kleinen Falten, die durch regelmäßige Heftnähte entstehen, dahinter die Rückseite der Dirndlschürze: ein Streifen karierter Stoff als Hilfe beim Hanseln. An gekauften Dirndln sieht man so was nur, wenn sie im deutlich oberen Preissegment liegen, weil man es nur von Hand machen kann und es eine Heidenarbeit ist. Aber nicht verzagen: Das Ergebnis ist die Mühe wert!


Hanselfalten an einer fertigen Dirndlschürze

Im Detail funktioniert das jetzt so: Zuerst das große Stück Schürzenstoff umdrehen und einen der drei Streifen karierten Stoffs oder das erste Stück Hanselband entlang der Oberkante mit Stecknadeln alle paar Zentimeter feststecken. Dabei am Anfang und am Ende etwa 3 cm vom Schürzenstoff freilassen - siehe Bild unten. Dieser Rand wird später umgeschlagen und abgesteppt.
Penible Seelen können den karierten Stoffstreifen vorher zumindest an der Unterkante endeln. Mich stört es nicht, wenn er später ausfranst, also spare ich mir die Arbeit.
Wichtig ist es, den karierten Stoff nach dem Muster des Schürzenstoffes auszurichten. Dazu beim Feststecken die Nadeln immer schön gerade von oben nach unten stecken (an einer Linie des Karos ausrichten) und immer wieder alles umdrehen und nachschauen, ob die Nadeln auch außen am Muster der Schürze ausgerichtet sind. Das klingt komplizierter als es ist und erspart es dir, dass hinterher alles... irgendwie schief ausschaut.
Das Hanseln selber ist nicht weiter kompliziert: Entlang der Karos mit einer dünnen, langen Nadel einfach ganz normalen Vorstich nähen (genau wie beim Einreihen, hier zum Beispiel). Je nach Größe der Karos entweder immer über eines oder, bei einem kleineren Karo wie bei mir, über jeweils zwei Karos. Ein Stich ist auf diese Art bei mir ca. 4 mm lang. Bei sehr dünnen Stoffen sind kleine Abstände besser, weil andernfalls die Fältchen am Schluß zu weit auseinanderstehen und man der fertigen Schürze den Reihfaden noch sehen würde. Also im Zweifelsfall immer kleinere Karos/ Abstände nehmen.
Den Faden zum Reihen von der Spule abschneiden, damit man ihn bis zum Ende immer wieder nachziehen kann. Anfang und Ende nicht vernähen, etwa 20 cm Faden stehen lassen und zum Sichern achtförmig um eine Stecknadel wickeln. Auf diese Art sechs Reihen genau untereinander hanseln.
Die folgenden Reihen habe ich jeweils drei Karos tiefer begonnen, wie man auf dem Bild unten sehen kann. Immer darauf achten, dass die Stiche genau unter denen der vorhergehenden Reihe liegen.

Sechs Reihen gehanselt - ein gemütlicher Fernsehabend.
Um zu sehen, wie die Fältchen später an der fertigen Schürze aussehen werden, Stecknadeln auf einer Seite lösen und den Stoff mal probeweise an den Reihfäden in Fältchen schieben.

Fältchen zusammenschieben
Von vorne sieht das aus wie unten zu sehen und gefällt mir ganz gut. Bedenken, dass die erste Hanselreihe bei der fertigen Schürze unter dem Bund verschwinden wird. Nach sechs Reihen habe ich beschlossen, dass es mir genug ist. Für den Kittel werde ich zwei Reihen mehr machen.

So werden die fertigen Fältchen von vorne aussehen.

Kittel zuschneiden und hanseln

Für den Kittel aus den zwei Metern 1,40 breiten Stoff zwei Stücke zu je 1 x 1,40 m machen und diese so in der Mitte zusammennähen, dass man ein langes Stück 1 x 2,80 m hat. Das Versäubern der Naht erübrigt sich, da seitlich ja die Webkanten liegen.
Die restlichen beiden Karostreifen zusammennähen und an einer der 2,80 m langen Kanten entlang wiederum hinten auf den Stoff stecken. Damit etwa 15 cm von der Seitenkante weg beginnen und auch 15 cm früher enden: Der Rock wird nicht ganz rundherum in Fältchen gelegt. Unter der Schürze bleibt der Stoff gerade. Auch hierzu ein Bild von meinem alten Dirndl.


Fältchen enden ungefähr dort, wo später die Schürze getragen wird.

Auch hier darauf achten, dass das Hanselkaro genau nach dem Stoffmuster ausgerichtet ist - Streublumen vergeben genauso wenig wie Streifen, musste ich schon einmal feststellen. Nun acht Reihen hanseln. Auf dem Bild unten sieht man noch einmal im Detail, wie ich mit der Nadel mehrere Stiche auf einmal auffädle und auch wie die Reihen zueinander ausgerichtet sind. So, dem widme ich mich jetzt für den Rest des Abends.

Hanseln die Zweite





Tutorial: Einen Unterrock nähen

Unterröcke sind heute längst nicht mehr so essenziell, wie sie es für Jahrhunderte waren. Es gibt wahrscheinlich wenige Frauen, die überhaupt noch welche besitzen. 
Man kann es sich schon denken: Zu jenen gehöre ich ganz und gar nicht. Ich nenne zehn Stück oder mehr mein Eigentum, fein säuberlich zusammengerollt in einer Kiste in meinem Schrank, und es gibt nur wenige Tage im Jahr, an dem ich keinen von ihnen trage.

Auch auf Reisen nie ohne - Fußbad in Pont-en-Royans, Frankreich


Bevor es zur Anleitung geht, wie man sich ganz leicht selber einen, zwei oder ein Dutzend machen kann, möchte ich noch eine Lanze für Unterröcke brechen  Weil sie es verdienen.
6 Gründe, die für Unterröcke sprechen:

  • Hauptgrund: Sie geben Röcken mehr Volumen.  Das bedeutet bei langen, dünnen Röcken nicht nur, dass diese schöner fallen, sondern auch dass man sie beim Gehen nicht dauernd zwischen die Beine kriegt und sich bei jedem Schritt mühsam freistrampeln muss. Wirklich. Es funktioniert.
  • Sie wärmen. Unter zwei oder mehr Röcken bleibt es auch im Winter schön warm. Mir reichen den ganzen Winter Kniestrümpfe als Beinkleid unter einem Rock und einem Unterrock vollkommen (außer vielleicht beim Schlittenfahren). Frau spart sich also die lästigen Strumpfhosen, die ohnehin nur zwicken und rutschen.
  • Schutz. Es war einmal ein glühendheißer Sommertag - und ein unwissendes Fräulein, das sich dachte: "Heute ist es so heiß, dass ich es einmal wie alle anderen mache und auf meinen Unterrock verzichte. Ich werde vielleicht sogar glamourös aussehen, wenn der zarte Baumwollstoff meines Sommerrocks meine Beinchen umflattert." Der Glamourfaktor wurde jedoch leider in den Schatten gestellt von dem nicht ganz appetitlichen Erlebnis, im Bus Schenkel an Schenkel mit einer äußerst ... transpirierenden Dame sitzen zu müssen. Ein dünner Baumwollunterrock lässt sich auch an den heißesten Tagen des Jahres aushalten und hätte mich besagtes Fräulein vor dieser Erfahrung bewahrt.
  • Unter Tracht und Dirndl ist ein Unterrock ein absolutes Muss. Ob frau ihn lang genug aussucht, dass er am Saum hervorblitzt oder nicht, ist Geschmackssache, aber notwendig ist er. Denn: Ja, man sieht es, wenn die stolze Trachtenträgerin sich nicht auch noch einen Unterrock zu ihrem Outfit leisten wollte. Und das ist ein bisschen schade, weil es dann selbst dem teuersten Dirndl irgendwie an Form fehlt.
  • Man kann etwas Wunderwunderschönes vor allen anderen verborgen den ganzen Tag spazieren tragen. Etwas, das man nur für sich selber hat. Das ist doch auch ein bisschen der Sinn schöner Unterwäsche, oder? Und was glaubt ihr, wie viel Spitzengedöhns erst auf zwei oder mehr Metern weißer Baumwolle Platz haben?
  • Zuletzt besteht auch immer die Möglichkeit spontaner Zeitreisen. Und im 18. oder 19. Jahrhundert steht frau ohne was darunter ganz schön nackt da - eine Möglichkeit, auf die mich dieser Blog hingewiesen hat, bevor ich überhaupt wusste, was denn dieses "Doctor Who" ist, von dem alle dauernd reden. Man wird älter und weiser, und als mittlerweile glühendes Fangirl stimme ich vollkommen zu.

Jetzt aber los! Wenig ist so leicht und schnell genäht wie ein Unterrock


Das braucht man:


  • mindestens 1,5 m (weißen) Baumwollstoff, 140 oder150 cm breit, vorgewaschen, damit nichts mehr eingeht
  • 1 Taillen- oder Hüftlänge 2 cm breiten Einziehgummi, je nachdem, wo der Unterrock später sitzen soll (Gummi in leicht gedehntem Zustand messen)
  • Nähgarn
  • eventuell: 3 m Spitze für den Saum
  • zusätzlich zum üblichen Nähkram Unmengen an Stecknadeln


Es gibt viele Anleitungen für Stufenröcke im Internet. Und ich habe sie alle gelesen, als ich vor sechs oder mehr Jahren meinen ersten Unterrock genäht habe. Was nun hier folgt, ist meine eigene Essenz aus all diesen Anleitungen, fürcherlich lang und detailliert, und gerade deswegen hoffentlich für AnfängerInnen wie für Fortgeschrittene hilfreich.


Maß nehmen
Das geht ganz schnell, man braucht nur zwei Zahlen: Den Körperumfang an seiner breitesten Stelle und die Länge, die der Unterrock haben soll, meistens 5 bis 10 cm kürzer als der Rock oder das Kleid, unter dem er getragen werden soll.

Für den Umfang einmal das Maßband rundherum um die breiteste Stelle wickeln und ablesen - für viele ist das der Hintern, bei anderen vielleicht auch der Bauch. Wichtig ist nur, dass ihr auch wirklich die breiteste Stelle erwischt, damit sich der fertige Rock dann auch anziehen lässt.

Die Rocklänge ermitteln wir, indem wir uns das Maßband mit dem Ende nach unten in die Taille halten (oder an die Hüfte, je nachdem, wo der Gummibund sitzen soll) und zwar so weit nach unten, bis das Ende des Maßbandes auf der gewünschten Höhe ist. Die benötigte Länge kann man dann ganz bequem auf Taillenhöhe ablesen. Wenn euch das zu ungenau ist, bittet eine Freundin, euch beim Maßnehmen zu helfen.

Unten nochmal ein Bild dazu: Grüne Linie ist der Popoumfang, sagen wir einmal 100 cm. Azurblaue Linie ist die beabsichtigte Rocklänge. Hier beginnt sie in der Taille, dort wo der Bund des Unterrocks später anliegen soll und auch das Schürzenband des Dirndls gebunden ist. Nehmen wir für die Rocklänge einmal 80 cm an.

Hinternumfang und Rocklänge


Schnittmusterzeichnen

Keine Angst, es ist denkbar simpel.

Unser Stufenrock besteht aus nichts anderem als aus drei Bahnen. Die erste hat etwas mehr als Hinternumfang, damit man das Ganze bequem anziehen kann. Sagen wir, 110 cm.
Die zweite Bahn machen wir nicht ganz doppelt so lang, die dritte soll den größtmöglichen Umfang haben, den wir aus unserem Stück Stoff herauskitzeln können.
Jede Bahn ist 30 cm hoch (ergibt sich aus der beabsichtigten Rocklänge von 80 cm plus 10 cm Zugabe = 90cm, dann durch drei geteilt). Die Nahtzugaben sind hierin schon enthalten, etwa 5 cm oben für den Tunnelzug und jeweils 1 cm überall dort, wo gerüscht wird. Den bodenwärtigen Saum werden wir mit Spitze verbrämen, da brauchen wir also auch nicht wahnsinnig viel Zugabe, rechnen wir mal einen Zentimeter. Die oberste Bahn wird ein wenig kürzer als die beiden unteren - was auch gut so ist, da das den Unterrock optisch streckt und außerdem für mehr Beinfreiheit sorgt.

Das klingt jetzt in der Theorie vielleicht verwirrend, ist jedoch ganz einfach. Am besten, man zeichnet sich das in Ruhe auf: Ein Stoffstück, 140 cm breit und 150 cm lang.
Hier mal ein Plan für die drei Bahnen mit meinen Maßen.


Zuschnittplan für die drei Stoffbahnen des Unterrocks


Weil 110 cm schon ein anständiger Popoumfang ist (ich darf das sagen, es ist ja mein eigener!), bleibt von den 140 cm Breite unseres Stoffstücks für die zweite Rockstufe nur mehr 2 x 85 =170cm. Wenn man den Rock bauschiger haben möchte, kann man einfach an die zweite Bahn anstückeln, und zwar mit dem gepunktet eingezeichneten Stück ganz unten. 50 cm mehr ergeben insgesamt 220 cm für die zweite Stufe. Die dritte Stufe besteht aus zwei ganzen Bahnen und hat damit 280 cm. Man kann auch hier anstückeln, wenn man unten noch mehr Durchmesser haben will (und noch Stoff übrig hat). Aber eingedenk dessen, dass man das alles auch einreihen/ rüschen muss, lassen wir es hier mit 280 cm gut sein.

Zuschneiden

Bei diesem simplen Schnitt spart man es sich, einen Papierschnitt zu machen: Einfach alles auf den Stoff zeichnen. Ich mach das gerne mit kontrastfarbigen Buntstiften, was leichter geht als mit Schneiderkreide. Aber Achtung! Buntstifte lassen sich unter Umständen nicht mehr auswaschen, also diese Methode nur an Schnitten wie diesem hier anwenden, wo man im Grunde ohnehin nur in der Nahtzugabe anzeichnet.

Nach dem Anzeichnen ausschneiden. Dabei am besten immer die beiden Teile, die zusammen eine Bahn ergeben werden gleich rechts auf rechts (schöne Seite auf schöne Seite) zusammenlegen (z.B. bei Stoffen mit Lochstickereien wichtig).

... uuund Nähen

Nun jeweils die zwei Stücke, die eine Bahn bilden, zusammennähen (rechts auf rechts) und die Kanten versäubern. Jetzt hat man drei unterschiedlich lange Stoffstreifen, und der richtige Spaß geht los.

Am längsten Stoffstreifen entlang der oberen Kante (oben und unten sind hier wiederum nur wichtig bei Stoffen mit einem eindeutigen Muster) mit der Hand und nicht zu schwachem Nähgarn eine Heftnaht nähen. Diese Heftnaht muss aus einem durchgehenden Faden bestehen, also den Faden nicht gleich, sondern an der Spule lassen, am Anfang nicht vernähen und ihn im Laufe der Naht immer weiter ziehen. Am Ende der Naht den restlichen Faden zum Sichern achtförmig um eine Stecknadel wickeln. Nun kann man auch den Faden am Anfang von der Spule reißen und genau so sichern wie den Faden am Ende. Den gesamten Heftvorgang mit der zweitlängsten Stoffbahn wiederholen. Bei beiden Stoffbahnen jeweils die Mitte durch Zusammenfalten ermitteln und mit einer Stecknadel markieren.

(Wenn dir das Handnähen zu blöd ist, kannst du auch an der Nähmaschine einen Zickzackstich einstellen und diesen über einen reißfesten Faden, z. B. Häkelgarn, laufen lassen. Dabei aufpassen, dass du nicht in diesen Faden nähst, damit du den Stoff später entlang des Fadens verschieben kannst.)

Einreihen / Rüschen

Nun kommt das Einrüschen. Dazu braucht man vor allem Platz und Stecknadeln.Und Geduld. Davon aber entschieden weniger als von den Stecknadeln, keine Angst.
Die mittellange Stoffbahn flach auf dem Boden auslegen, sodass die schöne Seite des Stoffes nach oben zeigt und die Kante ohne Heftnaht von dir weg. Nun die längste Stoffbahn mit der schönen Seite nach unten (die beiden Stoffe liegen jetzt "schön auf schön") und der Heftnaht zu dir hin auf die erste Stoffbahn legen. Diese zweite Bahn ist natürlich viel länger als die erste, und da kommt jetzt das Rüschen ins Spiel: Die Bahnen jeweils am Anfang, am Ende und in der mit einer Stecknadel markierten Mitte der Heftnaht zusammenstecken. Nun die Stecknadel, mit denen der Heftfaden gesichert ist, herausziehen. Jetzt vorsichtig am Heftfaden ziehen (oder bei der Methode mit der Nähmaschine an dem Faden, den man unter dem Zickzackstich hat mitlaufen lassen) und so die überflüssige Weite der untersten Bahn einmal provisorisch in Falten legen. Den Heftfaden wieder achtförmig um die Nadeln am Anfang und am Ende der Naht schlingen, und dann einfach die gelegten Fältchen gleichmäßig über die ganze Länge der Kante verteilen. Dabei alle paar Zentimeter mit Stecknadeln sichern. Das ist die ganze Hexerei!

Dann alles ganz vorsichtig zur Nähmaschine tragen und knapp unterhalb der Heftnaht mit dem Geradstich einmal über die Falten nähen, um sie zu fixieren. Dabei vorsichtig vorgehen, und die Falten eventuell während des Nähens mit einer Stecknadel oder der Scherenspitze immer wieder unter das Füßchen der Nähmaschine schieben. Ich persönlich nähe nicht über Stecknadeln, das habe ich meiner wunderbaren Nähmaschine versprochen, als ich sie mir angeschafft habe. Falls du es der Bequemlichkeit halber dennoch tun willst: immer nur vollkommen gerade Stecknadeln verwenden und verbogene sofort aussortieren!

Anschließen oberhalb der Naht beide Stoffstreifen zusammen versäubern. Und damit ist der halbe Unterrock fertig!

Diesen wiederum an das bisher unbeachtete oberste, kürzeste Teilstück anrüschen. Wieder beide Teile, schöne Seite auf schöne Seite, zusammenstecken, Falten verteilen, alle paar Zentimeter mit Stecknadeln sichern und anschließend mit der Maschine darübernähen und versäubern. Penible Seelen können jetzt die Heftnähte ziehen, was ich aber meistens nicht mache, weil man die eh nicht sieht.

Jetzt den Unterrock einmal um die Hüften schlingen und sich daran erfreuen, dass er eigentlich schon fast fertig aussieht!

Endspurt

Den Rock jetzt wieder rechts auf rechts zusammenlegen und die seitliche Naht schließen und versäubern. 
Als Nächstes kommt der Tunnelzug: Hierfür einfach das obere Ende der obersten Stufe zweimal umschlagen, sodass ein Tunnel entsteht, durch den unser zwei Zentimeter breiter Gummi gerade so durchpassen wird. Tunnel festnähen, dabei aber nicht ganz rundherum nähen, damit man anschließend den Gummi einziehen kann: etwa fünf Zentimeter vor dem Beginn der Naht aufhören und vernähen.

Gummi an einer größeren Sicherheitsnadel befestigen und durch den Tunnelzug fummeln. Die Enden des Gummis entweder verknoten oder, eleganter, zusammennnähen. Dazu mehrere Reihen von oben nach unten im Geradstich nähen und jede gut sichern.
Optional: Damit der Gummi sich im Tunnelzug nicht verdrehen kann, mit zwei oder drei Nähten im Geradstich um den Bund herum fixieren. Beim Nähen unbedingt den Gummi gedehnt halten - das erfordert ein bisschen Fingerspitzengefühl, lohnt sich allerdings wegen des schöneren Ergebnisses wirklich.

So, jetzt kann man den Rock schon mal anziehen! Falls hinsichtlich der Länge noch Korrekturen erforderlich sind: Das ist der Moment. Wenn der Rock zu lange ist, einfach beim Säumen ein paar Zentimeter mehr einschlagen, eventuell auch noch etwas abschneiden. Wenn er wider Erwarten doch zu kurz sein sollte, kann man mit der Spitze meistens ein paar Zentimeter dazuschummeln. Säumen ist denkbar einfach, weil wir es ja mit einer schnurgeraden Kante zu tun haben: zweimal umschlagen, feststecken, nähen. Am Schluß noch die Spitze feststecken, annähen und tadaaaaa! Fertig ist der erste eigene Unterrock!

Donnerstag, 9. April 2015

Haarewaschen mit Natron und Apfelessig - es wirkt!

Haarewaschen ist kein Spass. Ganz besonders nicht für Leute mit langem, feinen Haar, das nach dem Föhnen wild absteht, also am besten luftgetrocknet wird, und noch dazu leicht nachfettet. Grrrr....
Shampoos gibt es viele, die meisten davon enthalten Zutaten, die eher nach Chemielabor klingen als nach den wunderschönen Dingen, die vorne auf dem Etikett abgebildet sind. Meistens hielten sie bei mir nicht wirklich, was sie versprachen. Wenn wir ehrlich miteinander sind, liebes Internet, dann hatten wir doch schon mehr als einmal die Vermutung, dass die Kosmetikindustrie uns gar nicht zufriedenstellen WILL, weil wir dann ja aufhören, wild Produkte zu kaufen, um alle mal durchzuprobieren auf unserer Suche nach dem perfekten Haarshampoo / Deo / Duschgel etc. Wäre nett, wenn man aus diesem Karussell aus bunten Plastikfläschchen und Enttäuschung mal aussteigen könnte, oder?
Ich hab's probiert, und bin mehr als zufrieden: Nach mehr als zwei Monaten Haarwäsche mit Natron und Apfelessig bin ich wirklich überzeugt von dem Zeug: Die Haare werden mindestens so sauber wie mit Shampoo, nur dass sie seltsamerweise viel leichter auszukämmen sind. Ich wasche meine Haare nun etwas seltener (so etwa alle fünf Tage und nicht mehr alle drei oder gar zwei), insgesamt billiger und brauche auch weniger Wasser zum Ausspülen. Einziger Nachteil: Man muss sich die Natronlösung und die Apfelessigspülung jedesmal vorher richten. Dauert allerdings keine zwei Minuten, und geht nebenher in der Küche.
Meine Haarshampoosuche endet hier. (Meine Deosuche endete übrigens hier.) Natürlich muss diese Lösung nicht für jede und jeden die richtige sein. Aber ein Versuch lohnt sich allemal, zumal die Zuaten nicht teuer sind und frau sie vielleicht sogar schon daheim im Küchenschrank hat.

Mein Rezept für die Natronwäsche mit anschließender Apfelessigspülung ist meine eigene Mischkulanz aus diversen Empfehlungen, die in deutsch- und englischsprachigen Foren zum Thema zu finden sind. Ich habe taillenlanges, aber sehr feines Haar, das leicht fettet - es kann sein, dass du dir das Rezept abwandeln musst, wenn du dickeres oder kürzeres Haar hast (mehr oder weniger Natron - bei mehr aber vorsichtig rantasten!).
Ob diese Art der Wäsche bei chemiegefärbten Haaren auch funktioniert oder unerwünschte Effekte bringt, weiß ich leider nicht. Ich meine irgendwo gelesen zu haben, dass man Farben damit eventuell schneller ausspült als gewünscht. Im Zweifelsfall gilt wie immer: vorsichtig an einer unauffälligen Stelle probieren.


Das braucht man: 
  • 2 Tl Natron (Backnatron, kein Putznatron! Bei terminologischen Unsicherheiten am besten das Kleingedruckte auf der Packung mit Wikipedia abgleichen. Auf meinem stand Natriumbicarbonat und ich hab's aus einem Asia-Shop, wo es als Baking Soda im Regal stand und sehr viel billiger war als im Supermarkt im Gewürzregal.)
  • 2 EL Apfelessig
  • Wasser nach Rezept
  • 2 Meßbecher

Ein paar Stunden, bevor du die Haare waschen möchtest, etwa einen Liter Wasser aufkochen und in einen Meßbecher gießen, damit es kalt wird. Das mache ich, weil wir hier in Graz sehr kalkhaltiges Wasser haben. Du kannst diesen Schritt auch weglassen oder gefiltertes Wasser verwenden.

Unmittelbar vor dem Haarewaschen 2 EL Apfelessig in das abgekochte und inzwischen erkaltete Wasser geben. Das Wasser für die Spülung muss kalt sein, wenn man es verwendet!

Im zweiten Meßbecher 2 TL Natron geben mit 1/4 Liter kochendem Wasser aufgießen (Achtung, blubbert und schäumt kurz recht spektakulär!). Dann 1/4 Liter kaltes Wasser dazuleeren. Eventuell noch ein paar Minuten warten. z. B. die Haare vor dem Waschen noch auskämmen, bis die Mischung nicht mehr ganz so heiß ist. Allerdings nicht kalt werden lassen, da sie dann kaum mehr Reinigungswirkung hat.

Jetzt einfach die Natronlauge über die Haare gießen und einmassieren. Am besten mit trockenen Haaren anfangen, denn da merkt man am besten, ob denn auch schon überall Natronwasser hingekommen ist.
Ich wasche meine Haare immer über die Badewanne gebeugt. In der Wanne habe ich eine große Schüssel, in die die Natronlauge abrinnen kann und aus der ich sie dann wieder zurück in meinen Messbecher gieße. Ich leere die Lauge also mehrmals über die Haare und erwische so auch wirklich jeden Flecken.
Anschließend gut ausspülen, was relativ schnell geht, da da ja keinen klebriger Schaum in den Haaren ist, sondern nur Flüssigkeit. Jetzt kommt die kalte Apfelessigspülung: Diese am besten auch mehrmals über die Haare gießen. Keine Angst, sie riecht zwar sehr intensiv, aber der Geruch setzt sich nicht in den Haaren fest. Noch ein bisschen mit Wasser, am besten mit kaltem, nachspülen - fertig.

Funktioniert, wie oben bereits erwähnt, wunderbar mit meinen langen, dünnen Haaren. Aber auch mit falschen Haaren, wo ich allerdings die Lauge weit herunterkühlen lasse, um die Kunstfaser nicht zu beschädigen.

Vorteile:
  • Keine unnötigen Chemikalien
  • Billig!
  • Weniger Wasserverbrauch
  • Haare (zumindest meine) sind leichter zu frisieren als mit jedem Shampoo und jeder Spülung bisher.

Nachteile:
  • Du musst dir die beiden Flüssigkeiten vorher richten. 
  • Du musst aufpassen, dass du dich mit dem heißen Wasser nicht verbrennst und solltest das Zeug wohl auch nicht unbedingt in die Augen kriegen. Ist allerdings bislang nicht mal mir Schussel passiert.
  • Leute halten einen für jemanden, die recht bald in einer Hütte im Wald mit einem klimpernden Besteckwindspiel auf der Veranda enden wird, wenn frau ihnen davon erzählt. Was ja auch nichts Schlechtes sein muss.


Donnerstag, 2. April 2015

Tutorial: Deocreme, die wirklich wirkt (und wahrscheinlich sogar eßbar ist)

So, liebes Internet. Jetzt, wo wir uns schon so lange kennen, mal ein etwas unfräuleinhafteres Thema: Körpergeruch. Will man nicht haben. Gibt man viel Geld dafür aus, dass das nicht passiert, oder?
Was habe ich nicht Deos ausprobiert, immer auf der Suche nach dem einen, das auch wirklich den ganzen Tag hält. Auch im Sommer. Auch bei Anstrengung. Auch bei Angstschweiß.
Die gute Nachricht für LeidensgenossInnen: Es gibt solche Deos zu kaufen. Die schlechte: Sie enthalten Aluminium.
NEIN DANKE! Dann lieber hin und wieder ein bisschen stinken als mir eine krebsverursachende Substanz unter die Achseln schmieren, war bisher meine Meinung.
Zufrieden war ich mit dieser Lösung nicht, hab mein Unwohlsein im Falle von Verschwitztheit aber unter First World Problems abgelegt und nicht weiter über das Problem nachgedacht.
Dann die Epiphanie aus dem Internet (wo zugegebenermaßen viele meiner Epiphanien herkommen): Es geht auch einfach und wirksam. Selbst gemachtes Deo aus drei Zutaten. Probieren, so dachte ich bei mir, kann ja nicht schaden. 
Und ich bin nach drei Wochen mit meinem neuen Deo restlos überzeugt! Anstrengende Wanderungen, Fitnessstudio, Hardcore-Prüfung (Buchhaltung! Dafür gibt's extra Punkte), überheizte öffentliche Verkehrsmittel (kriegen die FahrerInnen eigentlich wirklich nicht mit, wie heiß es im Bus werden kann?) - mein neues Deo steckt das alles locker weg. Ich kann es selbst kaum glauben und bin nun ein sehr viel glücklicheres Fräulein. 
Tja, ich werde voraussichtlich nie wieder eines dieser kleinen Döschen oder Fläschchen kaufen, die mich bisher so oft schon enttäuscht haben. Jeder Mensch hat andere Haut, und so muß es freilich nicht sein, dass dieses Deo bei jedem solche Wunder wirkt - aber falls es dir bisher wie mir ergangen ist, ist diese selbst gemachte Deocreme sicher einen Versuch wert!

Gefunden habe ich das Rezept hier. Was soll ich sagen, die vielen guten Bewertungen haben mich überzeugt :)

Die Hauptzutaten sind möglicherweise nicht in jederfraus Vorratsschrank zu finden.

Kokosöl bekommt man entweder in indischen Lebensmittelgeschäften (ich habe weniger als drei Euro für einen viertel Liter gezahlt) oder im Bioladen (nicht ganz so billig, aber dafür bio).

Natron gehört eigentlich in jeden Haushalt, und das nicht nur, weil es in unzähligen amerikanischen Muffinrezepten vorkommt. Bitte nicht mit Soda verwechseln, das manchmal Putznatron genannt wird. Im Zweifelsfall: Wikipedia. Wenn man nur eine kleine Menge braucht, so wie für dieses Rezept, einfach ein kleines Päckchen im Supermarkt bei den Backzutaten kaufen. Wenn man es als ein Wundermittel betrachtet, ohne das man hinfort nicht mehr leben kann, gibt es z.B. in Asia-Shops größere Packungen zu wesentlich günstigerem Preis. Ich habe für ein viertel Kilo unter zwei Euro gezahlt.

Kostenpunkt ganzes Deo: etwa 1,20 € für eine Menge, die nach vorsichtiger Schätzung etwa anderthalbmal so lange reicht wie ein konventioneller Deo-Stick.


Das braucht man:

70 g Kokosöl
70 g Maisstärke
50 g Natron, und zwar Backnatron


Das Schwierigste am ganzen Rezept ist es, das Kokosöl flüssig zu kriegen. Das ist nämlich bei Temperaturen unter 24 Grad fest. Im Winter reicht es, die Flasche auf die Heizung zu stellen, sonst tuts auch ein Wasserbad.
Wenn das Öl flüssig ist, 70 g davon in eine Schale füllen, 50 g Natron dazugeben und verrühren, bis man keine Klümpchen vom Natron mehr sehen kann, am besten mit einem Schneebesen.
Zum Schluß noch 70 g Maisstärke einrühren, bis ebenfalls keine Klumpen mehr zu sehen ist.
Und damit ist das Deo auch schon fertig und kann in Döschen abgefüllt werden. Bei normaler Raumtemperatur erkaltet es zu einer appetitlich anmutenden weißen Creme.
Um diese Creme zu verwenden, einfach ein etwa erbsengroßes oder kleineres Stück davon auf den Finger nehmen und unter den Achseln verreiben. Das gibt zuerst ein etwas.... grieseliges Gefühl, das aber nicht weiter unangenehm ist.

Beim Anziehen wie auch bei diversen hellen Kaufdeos aufpassen, dass man keine Streifen auf dunkle T-Shirts kriegt! In den Achseln selber habe ich bei meinen T-Shirts allerdings noch keine Rückstände bemerken können.

Ich hatte natürlich kein passendes Döschen zur Hand und habe einfach zwei ausgewaschene Gläser von einem unerhört teuren aber absolut wunderbaren Schokodessert genommen. Die sind mir ohnehin immer viel zu schade zum Wegwerfen. Deckelchen einer chinesischen Teetasse paßt genau drauf - erfüllt seinen Zweck und schaut niedlich aus.

Ich war bisher nicht wirklich an Naturkosmetik interessiert, aber nach diesem durchschlagenden Erfolg wird sich das sicher ändern. Stay tuned!

Rezept: Kokosrum selbst gemacht (Bonus: Wie öffne ich eine Kokosnuss "lowtech-style")

Malibu Orange ist eines meiner absoluten Lieblingsgetränke. Das süße Zeug verklebt einem zugegebenermaßen ein bisschen den Magen und ist vielleicht auch nicht unbedingt für Leute über 30 gedacht. Aber mmmmhhhmmmm....  Für diesen himmlischen Genuß braucht man nur Kokosrum und Orangensaft, also keine riesige Cocktailbar. 
Nur: Kokosrum ist nicht gerade billig, und ob das Zeug jemals wirklich eine Kokosnuss gesehen hat, weiß ich auch nicht. Also: selbermachen! Es gibt im Internet zahlreiche englischsprachige Tutorials, die versprechen, dass man normalen weißen Rum ohne großen Aufwand in diesen Nektar der Götter verwandeln kann. Das muss sofort ausprobiert werden!

Das braucht man:

1 Kokosnuss
1 (700 ml) Flasche weißen Rum (billiger tut's auch, sonst zahlt sich das Selbermachen nicht aus)
360 ml Wasser
335 g Kristallzucker

ein großes Einmach- / Vorratsglas oder mehrere kleine (gibts billig im schwedischen Möbelhaus des Vertrauens)


Mein Rezept basiert auf diesem Instructables-Tutorial. Wie immer muß man amerikanische Maßeinheiten umrechnen, ich habe dabei ein bisschen gerundet, aber das sollte nicht ins Gewicht fallen.

Als erstes muss man die Kokosnuss aufkriegen.
Da gibt es viele Techniken, die meisten davon arten in wahre Materialschlachten aus: Bohrmaschinen, Tiefkühlschränke, Backrohre kommen zum Einsatz. Das meiste davon besitze ich zwar, doch ich will nicht warten, bis im Backrohr was passiert, ich will ganz altmodisch selbst was tun!

So geht's:

Erforderliche Werkzeuge: Hammer, Schraubenzieher, Messer und eventuell Sparschäler
Kokosnüsse haben kleine, dunkle Vertiefungen an einem Ende. Bei dem was jetzt kommt, sollte man möglichst versuchen, diese nicht als niedliches Gesichtchen zu sehen...
 
Den Schraubenzieher an eine dieser Vertiefungen ansetzen und mit dem Hammer drauf schlagen. Das geht relativ leicht. Bei den zwei anderen Verteifungen ebenso verfahren, das Kokoswasser aus der Nuss rinnen lassen. Anders als die Kokosmilch aus der Dose, ist es relativ klar und schmeckt etwas eigen. Es wird für dieses Rezepte nicht verwendet. (Habe gerade in einem Forum gelesen, dass man darauf achten soll, ob es zischt, wenn man die Löcher aufschlägt. Wenn nicht, ist die Nuss frisch und das Wasser gut. Wenn es zischt, ist das Wasser gegoren und bitter. Das beeinträchtigt die Qualität des Fruchtfleisches aber nicht und soll bei Supermarktkokosnüssen relativ normal sein. Und wer hat schon eine Kokospalme im Hinterhof...)

Wenn die Kokosnuss leer ist, schlägt man sie auf. Angenommen, die drei Löcher sind unten, muss man jetzt einfach mit dem Hammer immer wieder den Äquator der Kokosnuss entlang schlagen. Ich habe dazu eine kleine Zeichnung im Paint angefertigt, damit es hier auch was zu lachen gibt:

An der roten Linie entlang schlagen.
Am besten nimmt man die Kokosnuss in die Hand und schlägt an der gedachten Linie entlang immer wieder mit dem Hammer drauf. Fest schlagen, aber dabei natürlich auf die Hand aufpassen! Nach der ersten Runde klang es bei meiner plötzlich anders als vorher. Man kennt das ja von Geschirr: wenn irgendwo ein Sprung drinnen ist, hört sich das Teil anders an. Bald konnte ich den Sprung auch sehen. Jetzt muß man vorsichtig weiterschlagen - nach so ungefähr anderthalb Runden fällt die Kokosnuss auseinander.

Um das Fruchtfleisch rauszukriegen, schneidet man zuerst mit dem Messer ein Segment heraus, so gut es geht: Ein zweite Paint-Zeichnung soll verdeutlichen, wie das gemeint ist. Zuerst entlang der blauen Linie einschneiden, dann das Fruchtfleisch herauslösen, indem man die Messerklinge an den hier gezeichneten grünen Strichen zwischen das Weiße und die harte Schale schiebt und es herausstemmt - keine Sorge, danach wird es einfacher.

An den grünen Markierungen Messer zwischen Fruchtfleisch und Schale schieben.


Wenn man das Segment einmal heraußen hat, einfach rund um die Nuss herum immer wieder das Messer hineinschieben, Fruchfleisch lockern und herausdrücken. Möglichst große Stücke herausschneiden, weil sich die später leichter reiben lassen.

Die Stücke haben hinten noch eine Art Inennschale dran, ebenfalls kokosnussbraun. Die muss noch runtergeschält werden. Das geht mit einem kleineren Messer oder - erstaunlich gut - mit einem Sparschäler.

Dann alles in ein Sieb werfen und abwaschen, bis man nur noch Weißes hat.

Die Stücke klein reiben.


Die Ausbeute: eine Schüssel voll frischer Kokosraspeln.

Nun den Sirup aufstellen: In einem kleinen Topf Wasser und Zucker mischen und unter Rühren aufkochen lassen. Aufpassen, dass nichts anbrennt. Zuerst ist die Flüssigkeit trüb, wird aber dann ganz klar. Zwei oder drei Minuten köcheln lassen, dann die Kokosraspeln dazugeben.



Sirup mit Kokosraspeln.

Noch ein paar Minuten zusammen kochen lassen, dann von der Herdplatte nehmen und ein bißchen auskühlen lassen.

In das Einmachglas füllen (ich denke, da sowieso Massen an Alkohol dazukommen, erübrigt es sich, das Glas zu sterilisieren).

Sirup-Kokos-Mischung ins Glas füllen.

Weißen Rum dazugießen, verschließen und fertig!

Nun kommt das Glas an einen dunklen Ort. Jeden zweiten Tag sollte man es schütteln, damit sich alles gleichmäßig entwickelt.

In zwei Wochen sollte der Rum laut Rezept alles Kokosaroma aufgesogen haben. Nun den Rum durch ein Tuch (Kaffeefilter wird an mancher Stelle auch empfohlen, dauert aber ewig), die Kokosraspeln noch einmal gut ausdrücken und dann wegwerfen. Sie haben ihr gesamtes Aroma abgegeben, würden also ohnehin nicht mehr gut schmecken.

Tadaaa! Anderthalb Flaschen Kokosrum zum Preis einer halben!
 
Anderthalb Flaschen (an der weißen ist der Pegelstand mit einem Strich in der Mitte markiert)

Update zwei Wochen später:
Der selbst gemachte Kokosrum wurde bereits von fachkundiger Stelle (mir, meinem Weib und meinen Ex-MitbewohnerInnen) verkostet und bewertet. It's the real stuff! Wird ins permanente Rezeptrepertoire aufgenommen!







Mittwoch, 18. Februar 2015

Mal was Neues probieren: Occhi-Spitze (Bonus: Occhischiffchen aus Fimo selber machen)

Ich liebe alle Arten von Spitze, und ich finde auch, dass man davon nie genug haben kann. Die Säume von Röcken, Blusenärmel und -ausschnitte, Unterröcke, Taschen, Haarbänder - die Einsatzmöglichkeiten sind beinahe unbegrenzt.  Gerade bei Rocksäumen braucht man auch einmal drei Meter oder mehr. Und wenn es was Schöneres als dünne Polyesterspitze sein soll, kann das schnell ins Geld gehen. Was macht also das findige Fräulen? Genau: Selber machen. Häkeln, Brettchenweben, Makramee - alles schon probiert. Da muss was Neues her: Occhi, englisch: "tatting". Mit seinem ganz charakteristischen Aussehen schreit es förmlich "Handgemacht!" - perfekt. 
Sollte nach erster Einschätzung eine von den Sachen sein, die sich leicht neben dem Fernsehen erledigen lassen, das sonst sowieso gar so öd ist.
Auf zwei sehr unterschiedliche Arten kann man beim Occhi zu recht ähnlichen Ergebnissen kommen: Zum einen kann man die winzigen Knoten über eine Nadel schlagen und dann zusammenziehen. Erinnert ein bisschen an Makramee. Im deutschen Sprachraum häufiger ist das Schiffchenocchi. Hierzu wird der Faden auf ein oder zwei kleine Schiffchen gewickelt und die Knoten dann über ein Schlinge geschlagen, die man zwischen den Fingern hält - ungleich komplizierter, aber die Ergebnisse werden angeblich schöner. Ganz zu schweigen von der grazilen Handhaltung (die kommt hoffentlich noch mit der Übung).

Dazu braucht man:

Häkelgarn Stärke 10 - für den Abend und für den Anfang empfehlen sich helle Farben, damit man sieht, was man tut
eine lange Nadel mit einem möglichst kleinem Öhr - eine Puppennadel ist gut und kann hierzulande auch leichter erworben werden als echte "tatting needles"
ooooder: Fimo und ein Bastelskalpell, um ein bis zwei Occhischiffchen selbst zu fabrizieren

Begonnen habe ich mit Nadelocchi. Aus dem einfachen Grund, weil ich das Material dafür schon zuhause hatte.

Eine sehr hilfreiche Anleitung dazu habe ich auf Instructables.com gefunden. Wenn man der Autorin Schritt für Schritt folgt, hat man nicht nur Grundknoten, Ringe, Picots, Brücken und das Verbinden von Ringen gelernt, sondern auch ein wunderbares, mehr oder weniger gleichmäßiges kleines Blumenornament.

Nadelocchi: Blume nach dieser Anleitung


Als nächsten Versuch wollte ich mich an das eigentliche Ziel meiner Begierde wagen: fortlaufende Spitze, die man dann auch wo drannähen kann. Auf der Grundlage eines Musters aus einem uralten Handarbeitsbuch habe ich einfach mal munter drauflosgeocchit.

Das Ergebnis ist zweifelhaft, ähnelt aber durchaus dem, was man sich gemeinhin unter Occhi vorstellt.

Erstversuch Occhispitze

 Damit man auch sieht, wie das mit der Nadel gearbeitet wird, hier ein Foto vom Work in Progress:

Viele Knoten auf einer langen Nadel
Man schlägt den doppelten Occhiknoten einfach immer wieder über der Nadel an, bis man laut Muster genug Knoten hat, und zieht die Nadel dann durch die Knoten und die entstandene Schlinge zusammen.

So ganz hat mir das Ergebnis nicht gefallen. Da ich aber Occhispitze haben will und nicht so leicht locker lasse, wollte ich es noch mit der Schiffchen-Methode probieren. Die Knoten sind die gleichen, nur werden sie gänzlich anders gebildet. Das ist wirklich kompliziert und wird in diesen You-Tube-Videos so einfach wie möglich erklärt.

Unabdingbar für diese Methode sind die Schiffchen, circa 6 cm lange mandelförmige Spulen, auf die man den benötigten Faden aufwickelt. Solche Schiffchen nun in der mittelgroßen Kleinstadt Graz zu bekommen erwies sich als unmöglich, zumindest mit der Menge an Geduld, die ich aufzubringen imstande war. Aber da gibts doch noch... Fimo.

Ich hab mir einfach zwei unterschiedlich farbige flache Schiffchen fimoniert.

Fimo-Schiffchen und der Versuch einer Blume

Und so hab ich meine Schiffchen gemacht:

Vorbilder waren nicht die dicken Schiffchen mit der Spule in der Mitte, wie man sie überall (nur anscheinend nicht in Graz) kaufen kann, sondern simplere Modelle, die an ein Webschiffchen fürs Bandweben erinnern. Der Vorteil an dieser Art Schiffchen ist, dass sie leichter herzustellen sind und mit ihrer schlichten Form auch recht stylish sind, wie ich finde. Der offensichtlichste Nachteil ist, dass das Garn nicht geschützt ist, sondern man es mehr oder weniger die ganze Zeit in der Hand hat. Aufgrund ihrer offenen Form muss man mit ihnen wahrscheinlich auch ein bisschen vorsichtiger hantieren als mit den ansonsten gebräuchlichen geschlossenen Schiffchen - das ist allerdings reine Vermutung, denn es sind ja die ersten Occhischiffchen, die ich in der Hand habe.

Hier mein selbstgezeichnetes Muster, das etwa 6 cm lang ist.

Muster für die Fimo-Schiffchen

Essentiell sind bei diesem Entwurf die Spitzen rechts und links und natürlich die Löcher, die jeweils mit einem Schnitt mit der Außenkante verbunden werden, um später den Faden auf- und abwickeln zu können: Auf dem Bild oben sieht man diese zwei Schnitte als Bleistiftstriche.

Das Fimo ein bisschen weichkneten und auswalzen, sodass es gleichmäßig etwa einen halben Zentimeter dick war. Dann die Schablone drauflegen und mit einem Bastelskalpell das Schiffchen ausschneiden. Das ging bei mir überraschend einfach. Die Löcher habe ich letztendlich nach Augenmaß größer gemacht, um mehr oder dickeren Faden auf der Spule unterbringen zu können. Dann noch die Kanten glätten, damit der Faden nirgendwo hängenbleiben kann, und die Spitzen vorne und hinten an den Schiffchen schön spitz ausformen - die können beim Occhieren praktisch sein. Nun alles vorsichtig aufs Backpapier manövrieren und dabei darauf achten, dass die beiden Schnitte von den Löchern weg offen bleiben, denn da muss später der Faden durchpassen. Ab ins Backrohr und nach Packungsbeilage aushärten lassen. Fertig!


Das verwendete Fimo ist, falls sich dafür wer interessiert, Effekt-Fimo: Jade und Rosenquarz. Zweiteres finde ich vom Ergebnis her ganz nett, bei der Jade schwanke ich noch zwischen: "Gut, vom Farbton her ist es echt toll." und "Schaut trotzdem irgendwie aus wie grüner Kaugummi.". Aber als Schiffchen funktionieren die beiden Dinger ganz gut , soweit ich als komplette Anfängerin das beurteilen kann. Man kann sie erstaunlich leicht bewickeln und wenn man sie baumeln lässt, wickeln sie sich aufgrund der schräg geschnittenen Schlitze auch nicht von selber ab. Die Schiffchen sind nach dem Erkalten ein wenig weicher, als ich mir das vorgestellt hatte, halten jedoch durchaus die Form und liegen angenehm in der Hand.


Wenngleich meine Schiffchen also etwas unförmig und von eher zweifelhafter Farbe sind, sind sie mit Materialkosten von geschätzten 50 Cent unschlagbar billig und dazu echte Unikate. Auf alle Fälle, würde ich sagen, gut genug, um die Technik einmal auszuprobieren.

Ja, und jetzt bin ich dabei, das occhieren zu lernen. Mehr hoffentlich demnächst.

Montag, 2. Februar 2015

Tutorial: Patchwork für Nicht-Patchworkerinnen - Neunerblöcke

Patchwork fasziniert mich schon lange, da vor allem die gequilteten Decken. Es ist eine grandiose Art, Stoffe wiederzuverwenden und dabei etwas Praktisches herzustellen, vielleicht sogar ein Erbstück. In den USA sind Quilts ja ein ganz großes Ding, und es ist teilweise schon unglaublich, was für Kunstwerke die Quilterinnen dort herstellen. 
Das hat dort eine lange Tradition. Die letzten paar Wochen habe ich mich ganz der Obsession für Laura Ingalls Wilders "Little House"-Bücher hingegeben - bei uns sind sie den meisten als die Fernsehserie "Unsere kleine Farm" bekannt. Die Bücher sind mehr als nur Geschichten für Kinder, sie sind Momentaufnahmen des Lebens am Rande der Zivilisation. Die Autorin schildert sehr anschaulich, wie Dinge des täglichen Bedarfs selbst hergestellt werden, vom Brot über Räucherfleisch, Strohhüte bis zum Blockhaus. Quilts spielen in diesem einfachen, arbeitsamen Leben eine wichtige Rolle, und die Mädchen in der Geschichte nähen von klein auf an den ihren. Immer wieder ist von einem Nine-Patch-Block die Rede, und einen solchen integriere ich nun auch in meine Patchworkdecke.
Ich betrachte mich selbst nicht als Patchworkerin. Dazu fehlt mir die Geduld, die erforderliche Genauigkeit beim Arbeiten und vor allem auch eine gewisse Liebe zum Bügeln. Aber ich möchte eine Patchworkdecke machen, und damit bin ich bereits erstaunlich weit. Manches ist ein bisschen schief, manches würde eine erfahrene Patchworkerin wohl anders lösen - aber es funtioniert und ich mag das Ergebnis. 
Hier also die Anleitung zu den Neunerblöcken, die das ganze ein bisschen mehr Unsere-Kleine-Farm-ig machen sollen.

Das braucht man:

zwei kontrastierende Baumwollstoffe, die zusammenpassen: je eine Stoffbreite (meistens 140cm) mal 15 cm, unbedingt vorgewaschen, damit sie später nicht mehr eingehen oder ausbluten
Schere
Patchworklineal (nicht ganz billig, aber eine Anschaffung, die sich unbedingt lohnt!)
einen weißen und einen dunklen Farbstift
Nähmaschine oder Nadel und Faden und entsprechend mehr Geduld
Stecknadeln



Die fertigen Blöcke werden 9 x 9 cm groß sein, jedes Kästchen davon 3 x 3 cm. Mit der angegebenen Stoffmenge näht man 16 oder 17 Stück, je nachdem, wie breit der Ausgangsstoff ist.

Ich arbeite hier mit einer Nahtzugabe von 1cm. Das bedeutet also, wenn ein fertiges Kästchen 3 cm hoch sein soll, muß jeder Stoffstreifen 3+1+1cm hoch sein, also 5cm. Entsprechend kann man die Maße der fertigen Blöcke auch ganz leicht vergrößern oder verkleinern.

Mahnender Zeigefinger, der vor allem mir selbst gilt: Es ist wichtig, hier so genau wie möglich zu arbeiten, sonst passt später nicht alles so zusammen, wie man sich das vorstellt. Also wirklich alles mit dem Lineal messen, nichts nach Augenmaß, Kanten immer begradigen, bevor man beginnt, genau bügeln.
Aber auch nicht zu viel sorgen! Kleine Unregelmäßigkeiten geben der Handarbeit ja auch Charakter und sehen meist nur für einen selbst schlimm aus.

Stoff, Schere, Stifte, Patchworklineal
Einen der beiden Stoffe flach am Boden oder einem großen Tisch auflegen. Ich nehme die Stoffe der Breite nach, im Bruch einmal gefaltet. Der Stoff liegt also doppelt, Webkante auf Webkante. Ich messe jetzt fünf Zentimeter nach oben und mache da einen Strich über die ganze Breite des Stoffes. Wichtig ist hier, dass der untere Rand so gerade wie möglich ist und die beiden Lagen Stoff exakt übereinander liegen.


Drei 5cm breite Streifen markieren und abschneiden.
Ich nehme zum Markieren meistens Buntstifte oder Bleistifte, weil sie leichter zu verwenden sind als Schneiderkreide. Was man dazu wissen muß: Buntstifte lassen sich unter Umständen nicht auswaschen. Also damit nichts markieren, das am Ende auf dem fertigen Stück zu sehen sein wird!

Die drei fertig abgeschnittenen Streifen.






Vom zweiten Stoff ebenso drei 5cm hohe Streifen abschneiden.

So, jetzt hat man sechs Stoffstreifen, und es geht ans Zusammennähen: einen vom ersten und einen vom zweiten Stoff schöne Seite auf schöne Seite so bündig wie möglich zusammenlegen und mit einer Nahtzugabe von 1cm zusammennähen. Dabei aufpassen, falls der Stoff eine Richtung hat wie bei meinem hellen mit den Streublumen: Es ist schöner, wenn die Blüten der Blumen alle in die gleiche Richtung schauen.


Schöne Seite auf schöne Seite legen und mit 1cm NZG zusammennähen.
Die meisten Nähmaschinen haben Markierungen auf der Stichplatte, die einem helfen, die Nahtzugabe genau einzuhalten. Ansonsten kann man sich auch mit einem Stück Klebeband oder vielleicht einem beherzten Strich mit dem Permanentmarker abhelfen.

Nun an diesen Doppelstreifen noch einen weiteren annähen, sodass das ganze vage einer sehr langgezogenen österreichischen Flagge ähnelt - also dunkel-hell-dunkel, niemals zwei gleiche Streifen nebeneinander.

Einen dritten Stoffstreifen annähen.

Das selbe mit den verbliebenen drei Stoffstreifen wiederholen, nun hell-dunkel-hell. Das Ganze schaut dann aus wie unten und muss noch ausgebügelt werden. Die Nahtzugaben auf die Seite des dunkleren Stoffes bügeln, da sie durch den helleren durchscheinen könnten.

Ausbügeln. Keine Falten hineinbügeln, vor allem nicht neben den Nähten, und sich nicht die Finger verbrennen :(

Nun wieder zurück an den Schneidetisch /-boden. Anfang und Ende jedes der Streifen mit dem Lineal begradigen und dann die Streifen in 5cm breite Stücke schneiden.

Wenn man faul ist, so wie ich, und mit ein bisschen Ungenauigkeit in der fertigen Decke leben kann, legt man den Streifen einmal der Länge nach zusammen (im Bild unten kann man an der Unterkante sehen, dass er doppelt liegt) und arbeitet sich dann sehr, sehr vorsichtig vor, um sich das Stecknadelstecken zu sparen. Spar die Hälfte der Arbeitszeit, da man mit jedem Schnitt zwei Stücke bekommt statt nur eines. Unbedingt vorher testen, ob das die benutzte Schere auch mitmacht, weil da schon so einige Lagen Stoff zusammenkommen!

Stoffstreifen in 5cm breite Stücke schneiden.
Das macht man mit beiden Stoffstreifen. Man hat dann zwei Häufchen mit Stoffstücken, die alle annähernd gleich groß sind. Zurück an die Nähmaschine damit!

Von jedem Häufchen ein Stück nehmen und schön auf schön zusammenstecken. Dabei daran denken, wie herum man es der Nähmaschine füttert, und die Nahtzugaben entsprechend feststecken, damit das Füßchen der Maschine sie nicht mitschiebt und sie so liegen bleiben, wie wir sie mühsam gebügelt haben.

Nahtzugaben feststecken, eventuell noch oben und unten Stecknadeln rein, damit sich nichts verschiebt.

Nur absolut gerade Stecknadeln verwenden und vorsichtig drübernähen, damit es mit der Maschine keine Probleme gibt. Die beiden Stücke zusammennähen, wieder mit einer Nahtzugabe von 1cm.

Zusammennähen


An diese beiden Stücke nun noch ein drittes anfügen. Ob man das rechts oder links tut, ist egal, man darf nur nie zwei gleich Stücke nebeneinander haben. Nun sollte die Sache so ausschauen:

Tada! Fertiger Neunerblock.

Den nächsten Neunerblock gegengleich machen, in diesem Fall also mit nur einem Stück mit zwei dunklen Abschnitten und dafür mit zwei Stücken, die oben und unten einen hellen Abschnitt haben. Ansonsten ab hier immer gleich vorgehen: Nahtzugaben, die gegen die Nährichtung liegen werden, feststecken, und los geht's.

Der zweite Neunerblock
Nun munter immer so weitermachen, bis man am Ende der beiden Stapel angelangt ist. Es kann sein, dass Stücke übrig bleiben, die kann man allerdings sicher wo anders verwenden - so eine Patchworkdecke kann ja ganz schön groß werden.

Es empfiehlt sich, die beiden verschiedenen Neunerblöcke wirklich abwechselnd zu arbeiten, damit man, ohne mitzählen zu müssen, am Schluß von jeder der beiden Arten gleich viele hat.

Wenn man durchgehend nur einen der beiden Blöcke machen will und den anderen gar nicht, könnte man gleich am Anfang den entsprechend weniger gebrauchten der beiden Dreierstreifen zum Zuschneiden kürzer machen. Man sollte dann davon nur halb so viele Abschnitte brauchen. Das hab ich aber noch nicht probiert.


Von hinten sehen die beiden Blöcke wie folgt aus:

Blöcke vor dem Bügeln von hinten. Die Nadeln halten die NZG fürs Foto auf ihrem Platz.

Jetzt noch die Nahtzugaben bügeln, immer schön zum dunkleren Stoff hin. Und fertig!

Das sieht zwar nach sehr viel Arbeit aus, aber geht durch die Serienproduktion überraschend schnell. Nach ein paar Stunden habe ich schon einen ganz netten Stapel mit Neunerblöcken, die darauf warten, an meine Decke genäht zu werden.

Die Früchte der Arbeit.
Die Methode nennt sich strip piecing und läßt sich auch für viele andere Patchworkdesigns anwenden. Hier gibt es eine tolle englischsprachige Beschreibung, in der klassisch mit Rollschneiders geschnitten wird.